Die wachsende Gefahr im Geld und Werttransport

Ein Artikel von Detlef Klatte 

Viele von euch sind seit vielen Jahren in der Branche tätig und merken, dass die Gefahren Tag für Tag größer werden. Während vor 10 oder 20 Jahren das Thema Sicherheitsvorschriften in der Regel nicht sonderlich ernst genommen wurde, sieht das mittlerweile anders aus. Früher war es durchaus üblich mal eben den Panzer von hinten bis vorne aufzumachen um beim Kunden das Hartgeld besser rein Buckeln zu können. Auch Transportsicherungsgeräte waren eher lästig und wurden nicht von jedem benutzt. Oder die ganze Nacht alleine in der Einsatzleitung hocken und das nicht vergitterte Fenster, sperrangelweit aufzulassen weil es so heiß ist. Und der Klassiker, mal eben Außen- und Fahrerraumtür überbrücken, um mit dem Kollegen draußen gemeinsam eine Zigarettchen zu rauchen, auch sowas gab es. Natürlich noch vieles mehr, was heute eigentlich undenkbar ist, aber dennoch manchmal vorkommt.

Klar früher ging es eigentlich auch nicht, aber wer lange dabei ist und mal in sich geht wird wohl zu dem Schluss kommen, dass das Thema Sicherheit früher nicht nur bei der Belegschaft, sondern auch bei den Vorgesetzten einen viel geringeren Stellenwert hatte.

Aber warum ist das so?
  1. Heutzutage gibt es viel mehr Überfälle auf Boten, Fahrzeug und Niederlassungen als in der Vergangenheit. Diese Überfälle sind in der Regel auch erfolgreich. Ihr seht es selbst in den Medien und die Polizeistatistiken belegen es.
  2. Die Überfälle werden mit immer größerer Brutalität und krimineller Energie durchgeführt. Da mittlerweile jeder ein Smartphone mit Kamera in der Tasche hat, kann man das dann auch leider oft eins-zu-eins miterleben. Beim letzten Mal kam zum Glück nur Pfefferspray zum Einsatz, aber oft genug wurden auch Schusswaffen eingesetzt. Zuletzt war ein Kollege von Prosegur davon betroffen, dieser wurde beim Überfall in Berlin durch drei Kugeln verletzt und hat sicherlich nur wegen seiner selbst angeschafften schusssicheren Weste überlebt.
  3. .Oft stecken gut organisierte Clans oder Banden aus dem In- und Ausland dahinter. Was wir früher nur aus einem mehr oder weniger gutem Gangsterfilm kannten, ist heute die Realität auf unseren Straßen. Verbrecher die sich als Bauarbeiter verkleiden oder mal eben einen Kleintransporter mit einem Rammbock ausstatten, um die Wand einer Bank zu durchbrechen. Brennende PKWs sind auch nichts ungewöhnliches mehr und von Pistolen über Maschinengewehre bis hin zur Panzerfaust und Sprengstoff, wurde auch schon alles eingesetzt.

Was schützt euch nun vor einem Überfall und körperlichem Schaden?

In den aller wenigsten Fällen dürfte das der Einsatz eurer Schusswaffe sein. Die Waffe zu ziehen ist meist eine schlechte Idee und führt nur zur Eskalation.

Die Sicherheitseinrichtungen zu nutzen und die Dienstanweisung zu beachten ist zwar lästig, aber ein sehr guter Schutz. Klar alles dauert länger und die Abläufe werden teilweise erschwert. Überfälle passieren in der Regel aber nicht spontan, sondern da wo es Schwachstellen gibt. Botengänge ohne Transportsicherungsgerät, Fahrer die das Umfeld nicht beobachten, Geldtransporter die ohne Besatzung abgestellt werden oder deren Sicherheitseinrichtungen überbrückt sind, usw.

Persönliche Schutzausrüstung in Form einer schusssicheren Weste zu tragen kann euch unter Umständen das Leben retten, dies zeigt das Beispiel oben. Nur sind diese Westen sehr teuer und die wenigsten Arbeitgeber stellen diese.

Wir wollen jetzt hier gar nicht spekulieren, warum die Arbeitgeber für Transportsicherungsgeräte, Vernebelungsanlagen, GPS-Überwachung und massenweise Sicherheitstechnik in den Niederlassungen Geld ausgeben und für euer persönliche Schutzausrüstung nicht. Selbst eine schnieke Dienstkleidung scheint einen höheren Stellenwert zu haben.

Noch eine Bitte und ein Rat an euch.

Nutzt die vorhandenen Sicherheitseinrichtungen und die Technik die euch zur Verfügung steht, sowohl in den Fahrzeugen als auch in den Niederlassungen und erst recht beim Botengang. Durch das strikte Einhalten der Dienstanweisungen und der Vorschriften lassen sich nicht nur Überfälle vermeiden, sondern auch arbeitsrechtliche Konsequenzen verhindern.

Klar, das ist leichter gesagt als getan. Immer wieder hören die Betriebsräte Argumente wie: Dann bin ich zu langsam und verliere meine Tour und wenn ich alles nach Vorschrift mache habe ich erst nach zehn Stunden Feierabend. Oder die Vorgesetzten und Kollegen setzen mich unter Druck, usw..

Das ist alles nicht von der Hand zu weisen, dennoch sollte jeden klar sein welches Risiko er eingeht. Die Betriebsräte vor Ort unterstützten euch. Niemand muss Überstunden machen, wenn es dazu keine Regelung gibt. Niemand kann genötigt werden gegen Dienstanweisungen und Sicherheitsvorschriften zu verstoßen.

Jede und jeder hat das Recht nach der Arbeit wieder gesund und unverletzt nach Hause zu kommen.

Abschließend noch eine traurige Chronologie der stetig wachsenden Gefahr:
  • 19.02.2021 // Berlin // Kudamm // Firma Ziemann // Reizgas // erfolgreich
  • 28.01.2021 // Frankfurt am Main // Stadtteil Bergen // Firma Prosegur// Schusswaffen // erfolglos
  • 07.01.2021 // Lahr (bei Offenburg) // Reizgas // erfolgreich
  • 18.12.2020 // Berlin // Park Center Treptow // Firma WSN // Schusswaffen & Reizgas // erfolgreich
  • 15.12.2020 // Berlin Schöneberg // Ikea// Firma SiBa // Schusswaffen // erfolgreich
  • 28.11.2020 // Hamburg // Sparkasse Billstedt
  • 04.08.2020 // Berlin // Volksbank Detmolderstraße // Überfall auf die Volksbank // Schusswechsel wobei ein Prosegur Mitarbeiter von zwei Kugeln getroffen wurde // erfolglos
  • 31.07.2020 //Berlin // Postbank Karstadt Hermannplatz // Firma WSN // Reizgas // erfolglos
  • 16.06.2020 // Berlin // Volksbank Detmolderstraße // Firma Prosegur // Reizgas // erfolgreich
  • refeld // Bauhaus // Schusswaffen // erfolgreich
  • 28.02.2020 // Paderborn // Firma Adler Security // Schreckschuss // erfolgreich
  • 24.01.2020 // Berlin // Neukölln // Reizgas// erfolgreich
  • 09.11.2019 // Frankfurt am Main // Ikea // Firma Prosegur // Schusswaffe // ein Mitarbeiter angeschossen // erfolgreich
  • 23.04.2019 // Bochum // Polizei Trick // Schusswaffen // erfolgreich
  • 06.03.2019 // Flughafen Köln/Bonn // Firma Loomis // Schusswaffen // ein Mitarbeiter angeschossen // erfolgreich
  • 04.02.2019 // Einbruch Niederlassung Hagen // erfolgreich
  • 30.01.2019 // Solingen // Firma Wach- und Schließgesellschaft // Schusswaffen // erfolgreich
  • 02.01.2019 // Bielefeld // Schusswaffen // erfolgreich
  • 19.10.2018 // Berlin // Alexanderplatz // Firma WSN // Schusswaffen // erfolgreich
  • 10.09.2018 // Limburg // Globus Baummarkt // Schusswaffen // erfolgreich
  • 24.03.2018 // Köln // Ikea Godorf // Schusswaffen // erfolgreich

 

Achtet auf EUCH und bleibt gesund!